Polarisation der Aufmerksamkeit
Die 1870 in Chiaravalle (Italien) geborene Maria Montessori führte in die Pädagogik den Begriff der „Polarisation der Aufmerksamkeit“ ein, welcher die Versenkung eines Menschen, hier speziell des Kindes, in einer Tätigkeit beschreibt.
Bei Erwachsenen ist das sogenannte „Montessori-Phänomen“ zum Beispiel beim Lesen eines Buches, dem Spielen von Instrumenten oder der Ausübung einer handwerklichen Tätigkeit zu beobachten. Bei Kindern tritt dieses Phänomen natürlich bei dem Alter und den Interessen des Kindes entsprechenden Beschäftigungen auf, wie dem Zeichnen und Malen. Merkmale der Polarisation der Aufmerksamkeit sind die vollkommene Abschaltung anderer Reize und Umwelteinflüsse, was mit einer Zeitvergessenheit einhergeht und zur Folge hat, dass sich ein Kind, welches eher unter dem Verdacht steht nur eine kurze Aufmerksamkeitsspanne zu haben, über erstaunlich lange Zeiten mit ein und demselben Inhalt beschäftigt. Ein signifikantes Merkmal ist die starke Vernachlässigung körperlicher Bedürfnisse. Ermüdung und Hunger oder Durst etwa werden praktisch nicht mehr wahrgenommen, so stark ist die Fixierung auf die ausgeübte Beschäftigung.
Diese Fixierung und Beschäftigung kann genutzt und gefördert werden. Die Montessori-Pädagogik bemerkt über die Materialien sehr schnell eine solche Polarisation der Aufmerksamkeit. Dabei beschäftigen sich die Kinder öfter mit einem bestimmten material in der Freiarbeit. Hier bekommen die Kinder Zeit, sich freier zu entfalten und unterschiedliche Fähigkeiten an sich zu entdecken.